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75 Jahre Radio Free Europe! Von der Überwindung des Eisernen Vorhangs zum nahenden K.o.-Schlag

Alles Gute zu 75 Jahren Radio Free Europe

Am 4. Juli 1950 nahm Radio Free Europe (RFE) seine Arbeit auf. Gedacht war das Medium als Alternative für den sozialistischen, staatlichen Rundfunk. Auch in der DDR empfingen wir neben den Programmen des Berliner Senders RIAS die Informationen von Radio Free Europe. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion stellt RFE in autokratischen Regimen eine Alternative zu staatlich kontrollierten Medien dar und versorgt die Menschen mit unabhängigen Informationen. Nun, nach 75 Jahren steht es vor dem Aus. Eine katastrophale Vorstellung, wenn man bedenkt, wie wertvoll Radio Free Europe für Millionen Menschen ist!

„Wir hatten das Gefühl, dass wir wichtig sind. Wir wurden gesehen.“

Marián Čaučík über RFE in der Sowjetzeit, Abgeordneter im slowakischen Parlament

Radio Free Europe als Symbol der Hoffnung

Mit Radio Free Europe kam ich das erste Mal durch meine Patenschaft für den ehemaligen politischen Gefangenen Andrei Kuznechyk in Berührung. Andrei arbeitete bis 2021 für den belarussischen Ableger des Senders (Radio Svaboda). Nach seiner politisch motivierten Festnahme wurde er im Februar 2025 freigelassen. Seitdem arbeitet Andrei von Litauen aus wieder als Journalist. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen. Erschüttert erzählte er mir von dem Moment, als er von der düsteren Zukunft des Radios erfuhr. Radio Svaboda sei für die Menschen in Belarus der Inbegriff von Hoffnung auf eine freie Welt ist.

"Die Belarussen werden nicht nur ein unzensiertes Medium verlieren, sondern auch ein Symbol der Hoffnung."

Andrei Kuznechyk, belarussischer Journalist, ehemaliger politischer Gefangener

Trump-Regierung verweigert Gelder – Hoffnung in Scherben?

Das egoistische Vorgehen der aktuellen Trump-Regierung droht RFE zu Fall zu bringen. Die US-Medienagentur verweigert die Freigabe von Geldern an das Auslandsradio, obwohl diese vom US-Kongress bewilligt wurden. Seither laufen Gerichtverfahren zwischen der Medienagentur und RFE, in denen über die Freigabe der Mittel gestritten wird. Allein für Mai 2025 beläuft sich die Summe auf 12 Millionen US-Dollar. Eine unvorstellbare Situation, für die es keine zufriedenstellende Lösung gibt. Zwar stellten die EU bereits 5,5 Millionen Euro zur Verfügung. Schweden und die Niederlande steuerten zusammen noch einmal 4,8 Millionen Euro bei. Der jährliche RFE-Gesamtbedarf von 120 Millionen Euro kann damit aber offensichtlich nicht ansatzweise gedeckt werden.

Radio Free Europe hat in der Vergangenheit einige Angriffe wegstecken müssen. Neben einzelnen Vergiftungsversuchen, ist vor allem der Bombenanschlag auf das damalige Funkhaus in München 1981 bezeichnend für die gefährliche Arbeit des Radios. Dennoch ist die Zukunft des symbolträchtigen Auslandsradios aktuell so ungewiss wie nie zuvor. RFE setzt seinen Kampf um den Rest der vom Kongress bewilligten Mittel für das Haushaltsjahr 2025 vor den US-Gerichten fort. Der Ausgang bleibt ungewiss. Deshalb fordere ich, dass wir für den Erhalt von Radio Free Europe entschieden eintreten. Es ist keine Option, dem Medium ein allerletztes Mal zu seinem Geburtstag zu gratulieren!

"In der DDR haben uns die Informationen von RIAS und Radio Free Europe Hoffnung auf eine bessere und freie Zukunft geschenkt. Diese wichtige Arbeit muss auch weiterhin sichergestellt werden."

Lars Rohwer